Krisen rücken Risikomanagement und Resilienz in den Fokus
Bei der Sicherung von Freigeländen und Gebäuden ergänzen sich Elektronik, mechanische Maßnahmen und Sicherheitspersonal. Diese drei Säulen gehen Hand in Hand und haben derzeit jede für sich mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen.
Steigende Rohstoffpreise, Nachschubmangel aufgrund unterbrochener Lieferketten und Fachkräftemangel plagen gerade einen großen Teil der deutschen Unternehmen im Gebäude- und Flächenschutz. Demgegenüber steht, dass die Corona-Pandemie, Naturkatastrophen und der Krieg in der Ukraine ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis hinterlassen.
Viele Sicherheitsunternehmen sind deshalb von der absurden Situation betroffen, dass es zwar genügend Aufträge gäbe, aber das Material oder Personal fehlen. So haben beispielsweise bei den deutschen Elektro- und Digitalunternehmen nur acht Prozent der Firmen derzeit zu wenig Aufträge. Dagegen sind 90 Prozent von Versorgungsengpässen betroffen. Zudem berichtet knapp die Hälfte der Unternehmen über fehlende Fachkräfte, teilte der Branchenverband ZVEI mit. Was für die Zulieferer gilt, trifft die Brachen für Perimeterschutz, Zauntechnik und Gebäudesicherung gleichermaßen.
Bessere Rahmenbedingungen für attraktive Arbeitsplätze
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels fordert der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) schon seit Längerem neue Rahmenbedingungen. Der Verband setzt sich dafür ein, dass bei der geplanten Einführung des neuen Sicherheitsgewerbegesetzes wichtige Themenfelder, wie die Neuregelung des Vergaberechts, verbindliche Anforderungen an Qualifikation, Schulung und Weiterbildung, beinhaltet. „Wir müssen die Attraktivität der Arbeitsplätze, der Tätigkeiten und der Branche im Allgemeinen weiter steigern. Dann wird es uns auch in Zukunft gelingen, genügend qualifiziertes Personal zu gewinnen. Wichtig ist uns zudem, dass eine Basis-Schulung für alle neu in die Branche eintretenden Beschäftigten auch durch zertifizierte Sicherheitsfachschulen eingeführt wird“, so BDSW Hauptgeschäftsführer Florian Graf.
Auf Ebene der einzelnen Unternehmen zahlt es sich aus, sich als attraktiven Arbeitgeber zu profilieren. Mitarbeiterbindung- und gewinnung durch Benefits und ein gutes Unternehmensklima sind langfristig wichtig für den Erfolg. Um den Bedarf an Nachwuchskräften erfolgreich abdecken zu können, eignen sich digitale Jobportal oder Social-Media-Kampagnen, die ein zielgerichtetes Recruiting von qualifizierten Arbeitskräften ermöglichen.
Rohstoffpreise und Lieferkettenprobleme
Die Engpässe betreffen aber nicht nur das Personal, sondern kommt mit steigenden Rohstoffpreisen und unterbrochenen Lieferketten in geballter Form auf die Branche zu.
Schon während der Corona-Krise wurde deutlich, dass teilweise zu große Abhängigkeiten von einzelnen Lieferländern besteht. Das trifft insbesondere auf elektronische Bauteile zu, die beispielsweise für die Überwachung und Zugangsregelung benötigt werden. Resilienz und Agilität sind deshalb die neuen Stichworte, beim Aufbau von Lieferketten. Höhere Lagerbestände statt Just-in-time-Lieferungen sind nur eine Möglichkeit, sich besser auf Engpässe vorzubereiten. Ein anderer Teil der Krisenstrategie ist die Regionalisierung der Bezugsquellen innerhalb Europas. Bei der Umsetzung dieser langfristigen Strategien helfen die Mittel der Digitalisierung. Die Unternehmensberatung KPMG rät deshalb dazu, ein automatisiertes und vernetztes Lieferanten-Risiko-Management einzusetzen. Eine noch größere Transparenz würden den Beratern zufolge Tracking-Tools erreichen, die in Echtzeit die gesamte Lieferkette abbilden und die Lokalisierung von Komponenten ermöglichen. Gekoppelt mit einer vernetzten Material- und Produktionsplanung haben Unternehmen so mögliche Unsicherheiten besser im Blick. Auch wenn diese Maßnahmen erst einmal umgesetzt werden müssen, ist ein umfangreiches Risikomanagement ein wichtiger Garant für die Zukunftsfähigkeit und Resilienz europäischer Anbieter.
Wie sich die Branche in Deutschland und Europa gemeinsam auf aktuelle und kommende Krisen vorbereitet, steht auch auf der Perimeter Protection im Januar 2023 im Fokus der Diskussionen. Während einige Krisen bis dahin hoffentlich überwunden sind, werden die gesammelten Erfahrungen wertvoll für künftige Herausforderungen sein. Denn die nächste Krise kommt bestimmt.